1.1 MENDELsche Regeln
(JOHANN) GREGOR MENDEL (1822 – 1884) führte 1857 und in den darauffolgenden Jahren Züchtungsversuche mit der Gartenerbse (Pisum sativum) durch, um die grundlegenden Mechanismen der Vererbung von Merkmalen zu verstehen und die Gesetzmäßigkeiten dahinter zu beschreiben. MENDEL wählte vermutlich die Gartenerbse als Forschungsobjekt, da es hiervon viele Sorten gab, die in unterschiedlichsten Merkmalen (syn. Charakteren) (z. B. Blütenfarbe) eindeutige Merkmalsausprägungen, sog. Merkmalsformen (z. B. weiße oder lilafarbene Blüten), zeigen.
Um zufällige Befruchtung oder Selbstbefruchtung auszuschließen – es sollte die Weitergabe von Merkmalsformen untersucht werden, weshalb die Ausprägungen der Vorfahren bekannt sein mußten – entfernte Mendel aus seinen Zuchtpflanzen die noch unreifen Staubblätter und bestäubte die Stempel im Nachhinein mit Pollen von ihm ausgewählter Pflanzen, deren Merkmalsformen er kannte.
MENDEL startete die Zucht mit reinerbigen Individuen, bei denen bei Selbstbefruchtung alle Nachkommen die selben Merkmalsformen aufweisen. Dabei kreuzte er in einer sog. Hybridisierung je zwei reinerbige Vertreter (mit unterschiedlichen Merkmalsformen) miteinander, so daß mischerbige Hybriden entstanden. Durch weitere Kreuzung dieser und ihrer Nachkommen (vgl. Abb. XX) erhielt MENDEL diverseste Kreuzungen und wertete die Häufigkeiten von Merkmalsformen in der Elterngeneration (Parentalgeneration, P-Generation), ihrer Nachkommen, der ersten Filialgeneration (erste Tochtergeneration, F1-Generation), und wiederum derer Nachkommen, der zweiten Filialgeneration (F2-Generation) statistisch aus und leitete allgemeingültige Gesetzmäßigkeiten ab, die heute als MENDELsche Regeln bezeichnet werden.
Abb. 37: MENDELs Kreuzungsversuch