Helgoland 2012

Aus Biostudies
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25.03.2012 - Ankunft und erster Inselrundgang

Zunächst gings vom Anleger der "Atlantis", die von Cuxhaven um 10:30 Uhr ablegte, übers Unterland hoch ins Oberland, wo die Unterkunft gebucht war. Mein Wohnklo für die nächsten Tage ist zwar nicht sonderlich groß, erfüllt jedoch voll und ganz seine Zwecke und ist noch dazu günstiger als die Jugendherberge: 5 Übernachtungen für gerademal 100 €.

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Und weils quasi nebenan lag, führte mich mein erster Weg hin zu meiner Unterkunft, die ich für ganze 50 Monate bewohnt hatte. Dabei handelt es sich um mehrere Wohnungen, die auf dem Gelände der alten helgoländer Kaserne standen, wurden vor einigen Jahren vom AWI (Alfred-Wegener-Institut), zu dem auch mein früherer Arbeitgeber, die Biologische Anstalt Helgoland (BAH) (von den Mitarbeitern häufig nur "Die Anstalt" genannt), gehört, aufgekauft. Damit der Wohnungsmarkt auf Helgoland, der quasi nicht existiert, weil die Funktionen der Weggezogenen häufig durch Neue ersetzt werden, die dann nicht nur Job und Aufgaben der Vorgänger übernehmen, sondern oft auch deren Wohnung, nicht mehr so stark unter den Mitarbeitern der Bio leidet, wurden die Häuser der Kaserne zu mehreren unterschiedlich großen Wohnungen umgebaut und seit 2006 ausschließlich an Angestellte der BAH vermietet. Und ja, auch meine alte Wohnung scheint noch zu existieren. Es handelt sich dabei um das hinterste Gebäude des ehemaligen Kasernenhofes, und dort um den Bereich des 1. Stocks, der durch die ersten 4 seitlichen und 2 zum Kameraobjektiv schauenden Fenster begrenzt wird.

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Mein Weg führte mich dann erstmal im Oberland weiter Richtung Süden, vorbei am Berliner Bären, der wohl als Sinnbild für die Gemeindepartnerschaft mit dieser Stadt zu sehen ist, und dem Aussichtspunkt, an dem mit Hilfe eiserner Schriftzüge und Pfeile die Richtungen der größeren Städte und in der Gegend liegenden Inseln der Deutschen Bucht angezeigt ist. Bei gutem Wetter ist nachts in der Ferne nicht nur der Lichtschein des Neuwerker Leuchtturms zu erkennen, sondern bei Tag sogar die Spitzer des immerhin rund 60 km entfernten Cuxhavener Wasserturms zu erkennen. Die Aussichtsplattform bietet darüber hinaus einen überaus guten Überblick über den bebauten Teil des Unterlands. Hier sticht v. a. der Glasbau ins Auge, ein Luxushotel des Hamburger Unternehmers Arne Weber. Er war es auch, der die Idee wieder aufbrachte, Helgoland mit der Düne wieder durch Sandaufschüttungen zu verbinden, wie dies bereits vor dem Neujahrstag 1720/21 war. Damals gingen durch den in den Jahrhunderten zuvor betriebenem Kalkabbau des einst in der Höhe fast ebenbürtigen Felsens auf der Düne, dem Wittekliff (das ist Halunder, der friesische Dialekt der Helgoländer und bedeutet weiße Klippe), viele Wellenbrecher und Windbarrieren verloren, so daß darüber hinaus noch die Strömungsverhältnisse verändert wurden. So kam es bereits in den Jahren vor 1720 bei Springtide zu Überschwemmungen des Verbindungssstücks zwischen Düne und Insel, dem sog. Woal, jedoch waren die Überschwemmungen nie so verheerend wie in dieser Nacht vom 31.12.1720 auf den 01.01.1721. Die Idee Arne Webers hat jedoch die Geister der Helgoländer geschieden, so daß sich bei einer Bürgerabstimmung im vergangenen Jahr mit nur wenigen Prozent Mehrheit die Gegner dieser Landaufschüttung durchsetzen konnten. Während die einen darauf hoffen, daß ein solche Projekt wieder deutlich mehr Besucher auf die Insel locken würden, gibt es wohl bei den anderen (glücklicherweise) immernoch Bedenken, daß diese Veränderung nicht nur den Charme des Inselbildes zerstören und viele neue Schulden bringen würde, sondern auch der Lebensraum der Seehunde und Kegelrobben, die wieder seit einigen Jahrzehnten auf der Düne heimisch sind, zerstören könnte.

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Blickt man jedoch in die andere Richtung, so erhascht man dort einen Blick auf das Mittelland, in dem sich die Paracelsus-Klinik (ja, die Infrastruktur der Insel ist sogar so gut, daß es hier eine Klinik gibt) befindet, und auf den Südhafen. Dort steht meine frühere Wirkstätte. Es handelt sich dabei um das futuristisch anmutendende Gebäude mit dem glänzenden "Ufo". Der Forschungsbetrieb dort ist insbes. auf die Erforschung mariner Nahrungsnetze (AG Foodwebs) und den Erhalt des Helgoländer Hummers durch Nachzucht fokussiert, so daß auch in direkter Nähe der Forschungskutter FK "Uthörn" sowie die kleineren Schiffe in der Form der hier ortstypischen Börteboote "Aade" (so heißt auf Halunder der östliche Teil der Düne) und "Dieker" (Taucher) liegen. Der Name der Dieker leitet sich von den ebenfalls in der Umgebung des Ökolabors stationierten Taucherstation ab, die für ihre Einsätze dieses Boot nutzen und darüber hinaus auch die Ausbildung zum Forschungstaucher anbieten.

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Also gings über die Treppen, die die Aussichtsplattform direkt mit dem sog. Invasorenpfad verbinden, ins Unterland, durch den Ort im Unterland und weiter 'gen Norden, wo sich die bis zu 60 m hohe Felswand noch imposanter zeigt. Dieser Teil des Unterlands wurde erst im Rahmen der Militarisierung der Insel im Laufe des 2. Weltkriegs neu aufgepült. Das ist auch der Grund, weshalb es dort eine Art Dünenlandschaft gibt, in die eingefügt der Fußballplatz und die Jugendherberge liegen. Kurz bevor das Unterland endet und ins Felswatt übergeht, das aufgrund von drohenden Felsabbrüchen leider nicht ohne vorher eingeholte Genehmigungen betreten werden darf, führt eine 265 Stufen zählende Treffe die 60 m hoch ins Oberland.

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Oft finden sich im Sand des Unterlands mit den sich farblich deutlich abhebenden Steinen versteckte Geogylphen, die besonders gut (und manchmal erst dann) vom Oberland oder beim Gang dort hin gesehen werden können. Wie ich erst nach Aufnahme des nebenstehenden Fotos durch einen Bekannten in Erfahrung bringen konnte, tagte in den letzten Tagen wohl eine Amateurfunkgruppe hier auf der Insel, deren Codename DA0HEL ist. Ich vermute daher, daß zumindest die linke Steinlegung von einem Mitglied dieser Gruppe stammt.

Aber zurück zum interessanteren Teil, dem sich imposant in die Höhe ragenden Buntsandsteinblock. Er besteht - wie der Name bereits vermuten läßt - lediglich aus Sandstein und ist daher recht porös und brüchig, so daß man v. a. im Winter mit etwas Glück die Kältesprengung und Absturz ins Meer einiger kleinerer Felsbrocken beobachten kann. Noch bis Ende des 19. Jahrhunderts war der Fels, der Heimat und Überlebensgrundlage der Helgoländer selbst bildet, keinesfalls geschützt und damit der Erosion preisgegeben. Auf diese Weise gingen nach heutigen Schätzungen Jahr für Jahr bis zu 1 m des Gesteins verloren. Erst nach der Übergabe Helgolands von den Briten an Deutschland, der im Gegentausch für Sansibar stattfand, begann man - v. a. aus militärischem Kalkül die Insel zu befestigen. In dieser Zeit wurde die sich über die gesamte Breite der Westküste der Insel erstreckenden Preusenmauer, die heute bei normalem Wasserstand den Kontakt zwischen Wasser und Gestein über weite Strecken verhindert und bei Springflut als Wellenbrecher und Wellensturzbecken dient. Dies hat dazu geführt, daß seither nur geringe auf natürliche Erosion zurückzuführende Landverluste zu beklagen sind.

Auch Geologisch gibt der Fels einiges her. Wie zu erkennen ist, besteht der Fels nicht aus einem einzigen homogenen Rotton, sondern ist durch feine weiße Lagen unterbrochen. Sie zeigen die Schichtung, die von nordwest nach südost abtaucht, an. Dieses Muster wird heute als Relikt der geologischen Vergangenheit Helgolands angesehen, welches als Ausstülpung der Erde durch einen Salzstock (Diapir) in der Tiefe und anschließender Abrasion des umliegenden Landes entstanden ist. Außerdem führen die Sedimente in einigen Bereichen Kupfererz, Kalkstein und den heute noch begehrten Rotem Helgoländer Flint. Alle drei Elemente wurden bereits in der Vergangenheit nachweislich gesammelt und abgebaut und vom roten Flint ist sogar einm steinzeitlicher Handel bis nach Holland nachweisbar.

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Das Oberland erklommen, bietet sich bereits der nächste Augenschmaus bei guter Sicht nicht nur ein unglaublicher Fernblick, sondern auch ein Blick über das heute hügelige und v. a. mit Gräsern bewachsene Oberland. Früher, d. h. vor dem 1. Weltkrieg, war die Oberfläche des Oberlandes weitestgehend plan und folgte dem Verlauf der geologischen Schichtung. Damals gab es lediglich einige künstlich aufgeschüttete Erhebungen, die Namen wie "Flaggenberg" oder "Lotsenberg" trugen und von denen sich mindestens 3 als bronzezeitliche Hügelgräber herausstellten. Dabei wurden neben Kupfer- und Goldschmiedekunstwerken auch ein aus helgoländer Kalk bestehender Steinsarg, eine sog. Steinkiste, die heute im Berliner Museum für Archäologie zu bestaunen ist, sowie verschiedene Knochenfunde gemacht. Leider scheinen heute alle Knochenfunde verschollen zu sein. Eigene Nachforschungen zum Verbleib dieser Anthropologica über einen in Helgoland ansässigen "Ortschronisten", dessen Hinweise zu eben diesem berliner Museum, von dort zum Schleswig-Holsteinischen Archäologischen Landesmuseum und Landesarchiv führten, blieben leider ohne Erfolg. Sie hätten für die in 1 Jahr anstehende Masterarbeit als Grundlage für einen Vergleich mit der modernen helgoländer Bevölkerung dienen können. Die heutige Form des Oberlands ist jedenfalls auf militärische Anlagen, die während der beiden Weltkriege erbaut wurden und durch die Bombardierung der Royal Air Force bzw. der größten nichtnukleraren Sprengung ("Big Bang") der Welt nach Beendigung des Weltkriegs zurückzuführen.

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Aber auch dier Umstand wurde von den Helgoländern, die in mancherlei Sicht durchaus Ähnlichkeiten mit den Schildbürgern zeigen, genutzt, um die höchste Erhebung ihrer Insel zum höchsten Punkt des Landkreises Pinneberg, zu dem Helgoland gehört, deklariert. Dieser "Pinneberg" ragt ganze 61,3 m ü. N. N. hinaus und trägt an seiner Spitze sogar ein Gipfelkreuz.

Das jedoch nur am Rand. Jedenfalls wurden nun bereits die dominierenden Farben der Felsinsel Helgoland genannt, das Weiß des Sandes, das Rot des Felsens und das Grün des Grases des Oberlands. Diese Farben finden sich auch im Wappen und den Flaggen der Insel wieder. Diesbzgl. gibt es sogar einen "Merkspruch", der - soweit ich das aufgrund der historischen Bücher und Reprinte, die mir zur Verfügung stehen, überblicken kann - bereits im 18. Jahrhundert bekannt war: Grün ist das Land Rot ist die Kant Weiß ist der Sand Das sind die Farben von Helgoland

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Von meinem Aufstieg ins Oberland ging es schließlich den über 3000 m langen Klippenrundweg, der einmal um das 0,7 qkm große Oberland führt, weiter nach Nordwesten. Am nördlichsten Punkt steht mitten im Felswatt und leider nur wenig durch dne Preußenmauer geschützte "Lange Anna". Dabei handelt es sich um den letzten freistehenden Felsturm der Insel. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts gab es davon noch mehrere, genauso wie Brandungstore. Während heute nur noch eine Brandungshohlkehle, die jedoch vom Schutt des "Big Bang" verschüttet ist, zu finden ist, ist den Helgoländern die "Lange Anna" noch geblieben. Wie lange diese Schönheit noch stehen wird, ist fraglich. Schätzungen gehen von wenigen Jahren bis noch mehrere Jahrhunderte aus. Ein Versuch in den 1980er Jahren dieses sog. Stack durch ein Zemetkorsett zu stabiliseren, schlugen jedoch fehl und mußten aufgrund der gefährlichen Arbeiten und der Gefahr herunterstürzender Trümmer wieder eingestellt werden. Der Name "Lange Anna" leitet sich - so zumindest der Volksmund - von einer schönen und großen Kellnerin eines in der Nähe der heutigen Nordspitze stehenden Ausflugspavillons ab. Die "Lange Anna" entstand aus einem Felstor, dessen Brücke vor über 100 Jahren zusammenstürzte.

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Nichtmal 100 m weiter ist die zweitbekannteste Sehenswürdigkeit der Insel, der sog. Vogelfelsen. Besonders hier, finden sich zahlreiche Vögel, v. a. Basstölpel und Lummen, die hier direkt am Fels auf oft nur wenigen qcm hier brüten. Besonders bekannt und bei Fotografen beliebt sind dabei die Lummen. Wenn die Jungen zu genügend großen Vögeln herangewachsen sind, fliegt einer der beiden Elternteile hinaus aufs Meer und ruft den Jungvogel. Der zappelt dann noch oft etwas herum, bis er sich endlich zum Sprung entschließt und - aufgrund seines dichten Gefieders - die 60 m der Felsklippe in die Tiefe stürzt. Das Jungtier und die Alten ziehen dann noch einige Zeit auf dem Meer umher, bis der Jungvogel das Fliegen erlernt hat und sich damit selbständig versorgen kann. Heute ist das Problem dieses Lummensprungs das, daß die Tiere oft hinter der Preußenmauer landen und so nicht zu den Alten können. Daher finden sich in der Lummensprungsaison Nacht für Nacht fleißige Helfer der Vogelwarte, die die Tiere einsammeln und bei der Überwindung der Barriere helfen.

Soviel für diesen Tag. Morgen soll es zur Düne gehen und es wird - sofern das Wetter mitspielt und genauso schön wie heute wird - sicherlich noch etliche Fotos (vllt. dafür etwas weniger zeitraubenden Text) geben.

26.03.2012 - Nebelschwadenbilder und klare Sicht

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Der zweite Tag auf Helgoland begann mit einer unglaublichen Weitsicht - geschätzte 30 m. Beim obligatorischen morgentlichen Blick über die Mauer beim Falm, dem ca. 800 m langen Teil des Klippenrandwegs, der sich über die länge des bebauten Ortsteils des Oberlandes erstreckt, bekam das Wort Morgengrauen eine ganz neue Bedeutung. Der starke Nebel machte sogar die Sicht des Unterlandes unmöglich. Dennoch habe ich bereits stärkere Nebel auf Helgoland erlebt. Und schließlich schafft der Nebel ja eine ganz andere Atmosphäre, eine Atmosphäre der Ruhe und Stille. Also gings zunächst ins Unterland. Kein Kieler hättes es für möglich gehalten, daß so schlechtes Wetter noch in einem so schönen Tag enden werden könnte, wie er es tat, dazu jedoch später mehr Bilder.

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Über die Treppe ins Unterland gings weiter durch den Ort, vorbei am Siemensplatz, der an den Begründer des Seebads auf Helgoland, Andresen Siemens, erinnert. Nach dem Ende der Napoleonischen Kriege auf dem Festland erlebt Helgoland, welches zu dieser Zeit und von 1808 bis 1890 in britischem Besitz war, eine Hochzeit. Während dieser Zeit blühte der Warenumschlag auf Helgoland und es gab viele Schmuggler, die mit ihren Schiffen auf eigene Faust das kontinentale deutsche Festland mit englischen Kolonialwaren belieferten. Die Helgoländer selbst verdienten dabei nicht nur durch eigene Schmuggelunternehmen mit, sondern v. a. durch die Vermietung von Wohn- und Warenlagerplatz und die Besorgung der Verpflegung. Nach dieser Hochzeit und der endgültigen Niederlage Napoleons zogen sich nach und nach alle britischen Handelskontore von der Insel zurück und Helgoland fiel in einen tiefen Dornröschenschalf. Diese Rezession sorgte schon nach wenigen Jahren dafür, daß die meisten Helgoländer ihre Reserven der fetten Jahre aufbrauchten und nun in bittere Armut versanken. In dieser Zeit kam der oben genannte Siemens auf die Idee, Helgoland zu einem Seebad zu machen. Während er in der Bevölkerung weitestgehend belächelt wurde, stiegen die Besucherzahlen in den nachfolgenden Jahren von ursprünglich gerade mal 60 Besuchern auf mehrere Tausend im Jahr an. Die Insel wurde dabei mehr und mehr zu einem Mekka der Schickeria und es gab neben einem Lusthaus auf der Insel auch ein Casino und weitere Einrichtungen für den Zeitvertreib. Der große Aufstieg des Badebetriebs wurde erst durch die Militarisierung nach der Übergabe Helgolands an die Deutschen im Tausch von Sansibar (am 01.03.1890) verlangsamt und während des ersten Weltkriegs schließlich vollends gestoppt.

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Der Weg führte mich schließlich weiter ins Nordost-Gelände, wo es sich gut über die mit Holzbohlen belegten Dünenwege schlendern läßt. Nach einer kurzen Pause begann das Suchen von Steinen am Strand. Dort fand ich schließlich auch wieder diesen Block aus gemörtelten Klinkern, der vermutlich beim Big Bang als Teil der Befestigung des Oberlandes oder als Teil einer militärischen Anlage mit weiteren Gesteinstrümmern, die heute von Wind und Wasser bereits zerlegt wurden, in die Tiefe stürzte. Ähnliche Relikte finden sich auch noch im Oberland, wie etwa ehemalige Unterstände für Soldaten, die unterirdisch mit der großen Bunkeranlage der Insel, die in diesem Fall auch zur Belieferung mit Muition diente, verbunden. Ähnliche Gebäude und zahlreiche Betontrümmer, die eindeutig nicht natürlichen Ursprungs sind, finden sich über das gesamte Oberland, z. T. lose herumliegend, z. T. in Erdmassen eingegraben. V. a. an der Westkante gibt es zudem immernoch fensterförmige Ausgucke, die Teil dieser Bunker waren. Wie ein Bekannter, der während meiner Arbeitszeit hier auf Helgoland bei der hiesigen Feuerwehr war, sagte, stiegen sie in eine solche Luke hinab, wurden jedoch enttäuscht, daß es danach nicht mehr weiterging, da der Zugang auf diese Weise zum Stollen hin durch eine Mauer verschlossen war. Aber generell rings um das Oberland finden sich Relikte früherer Zeiten. Das beginnt mit Metalldrähten, die plötzlich aus dem Erdreich schauen und geht bis hin zum ehemaligen Klippenrandweg, der bereits größtenteils abgestürzt ist.

Nach dem Strandspaziergang ging es bereits bei leichter Aufheiterung des Nebels weiter ins Oberland, wo wieder die 256 Stufen zählende Treppe überwunden werden mußte. Hier ließen sich noch einige eindrucksvolle Nebelfotos schießen, wie das der Silhoutten der Schafe im Nebel.

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Im Oberland gibt es - nach immer stärkerer Aufheiterung - schließlich nicht nur wieder tolle Einblicke in die Natur und Ausblicke auf die Landschaft, sondern auch einen geschichtlichen Themenpfad. Dabei stehen alle 50 - 100 m kleine Betonpyramiden, auf die Metallschilder mit Informationen zu bestimmten Ereignissen aufgebracht sind. So steht auf der Pyramide nahe des Nathurns (Nordspitze) etwa, daß von hier aus die Helgoländer und ihre Gäste 1864 zeugen der Seeschlacht zwischen dänischer Flotte auf der einen Seite und preußisch-österreichischem Flottenverband auf der anderen Seite wurde.

Trotz des anfangs trüben Wetters war es ebenso ein schöner Tag wie der Vorherige, den ich im Terrassenkaffe bei Harlich ausklingen ließ.